Titelbild: Der Pfäffikersee und seine Umgebung: Eine Kulturlandschaft

Lebensbild: Der Wald wird für Felder der Fundstelle Richensee gerodet. Die so gewonnenen Flächen ermöglichten den Anbau von Getreide, Lein und weiteren Pflanzen.

Illustration: Joe Rohrer für die Archäologie Luzern.



Eine Geschichte vor unserer Zeit
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Laut hallen die Schläge der Steinbeile durch den Wald. Ein Baum nach dem anderen kracht zu Boden. Mit dem Holz bauen die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner ein weiteres Haus. Der gerodete Fleck wird zu Ackerland. Mit der anwachsenden Dorfbevölkerung wird auch mehr gegessen. Die Steinbeile sind wertvoll. Die Steine dafür finden wir in der Umgebung. Sie werden in langer Arbeit mit anderen Steinen zurechtgeschlagen, gesägt und geschliffen. Seit Stücke aus Hirschgeweih zwischen die Steinklinge und den Holzgriff eingesetzt werden, brechen Schäfte und Klingen seltener. Die Erfindung erspart manch eine aufwendige Reparatur. Mit den grossen Äxten werden ganze Bäume gefällt und Stämme zugeschlagen. Für neue Beilgriffe, Holzgeschirr und sonstige Feinarbeiten verwenden sie kleine Beile mit Klingen aus Stein oder Knochen. Der Vater hat mich mitgenommen, um beim Freiräumen der gerodeten Fläche zu helfen. Seit wir vor ein paar Jahren hergekommen sind, hat sich die Umgebung stark verändert. Im Schatten am Waldrand gönne ich mir eine kurze Pause. Mein Vater hatte mir gezeigt, wie ich mit den langen Gräsern, die dort wachsen, ein Körbchen flechten kann. Wenn ich abwechselnd hellbraune trockene und grüne frische Gräser verwende, entsteht sogar ein farbiges Muster. Ich springe auf, um Vater das Werk zu zeigen, dann muss auch ich wieder an die Arbeit.

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Der Pfäffikersee und seine Umgebung: Eine Kulturlandschaft

Gestaltung der Landschaft durch den Menschen



Die Moorlandschaft am Pfäffikersee ist keine naturbelassene Landschaft, sondern eine Kulturlandschaft mit langer Geschichte. Um die Entstehung der Moorlandschaft zu verstehen, muss deshalb das Wirken des Menschen betrachtet werden. Die ältesten menschlichen Spuren stammen von Jägerinnen und Sammlern der Altsteinzeit. Die Siedlungsstellen liegen auf erhöhten Stellen im Ried oder etwas entfernt vom See. Vor 7000–6000 Jahren liessen sich bäuerliche Gesellschaften am Pfäffikersee nieder. Sie rodeten den Wald für Ackerland und ihr Vieh weidete im Wald. Beides beeinflusste die Landschaft nachhaltig und veränderte die Pflanzen- und Tierwelt stark.

 

 

Die Eingriffe des Menschen sind immer stärker geworden. Vor allem der Torfabbau prägte das Erscheinungsbild sowie die Tier- und Pflanzenwelt des Moors. Zur Nutzung der Wasserkraft wurde der Nagelfluhrücken, der den Pfäffikersee bei Robenhausen aufstaute, im 19. Jh. gesprengt und durch eine regulierbare Schleuse ersetzt. Die Massnahme hatte eine Senkung des Seespiegels zur Folge. Besonders starke Veränderungen brachten die intensive Landwirtschaft, austrocknende Böden, der Kiesabbau, die Ausdehnung von Siedlungs- und Industriegebieten und die Einleitung von Abwässern aus Haushaltungen.


Durch die Torfstecherei veränderte sich die Landschaft im Wetzikerried. Um Torf zu stechen, musste das Moor durch ein verzweigtes Grabensystem entwässert und mit Wegen auf Zwischendämmen erschlossen werden.

Foto: ETH-Z Bildarchiv, W. Lüdi.

Zum Abtransport aufgestapelte Torfziegel neben einem «Stich», einem Torfabbauplatz, im Chiemseemoor, Bayern (D). Der Torf besteht aus nicht oder nur teilweise zersetztem Pflanzenmaterial. Vor allem wegen seinem Brennwert wurde er in Zeiten von Holzknappheit in Ziegeln oder Soden abgestochen.

Foto: ETH-Z Bildarchiv.

Die Torfziegel wurden auf Torfkarren verladen und meist von Kindern zum Trockenplatz in einem Schuppen gezogen. Die nassen Ziegel mussten den ganzen Sommer an der Luft trocknen.

Foto: ETH-Z Bildarchiv, H.R. Bramaz.

Ausgebeutete Torfstiche im Robenhauser Ried. Die Löcher füllten sich mit Wasser und so blieb eine Landschaft mit vielen kleinen Seen zurück.

Foto: ETH-Z Bildarchiv, L. Wehrli.

Zerstörung einer Riedwiese in Robenhausen bei Wetzikon im Mai 1989. Mit dem Moor werden auch allfällige archäologische Fundstellen vernichtet.

Foto: ETH-Z Bildarchiv, E. Mühlethaler.

Die Motorsäge der Jungsteinzeit



Ein Symbol für den Einfluss der Menschen auf die Umwelt ist das Steinbeil. Damit wurden Lichtungen in die Wälder geschlagen. Die Herstellung von Steinbeilklingen ist arbeitsaufwändig. Mit Steinplättchen wurden Rohlinge zurechtgesägt, mit Klopfsteinen in Form gepickt und auf Sandsteinplatten geschliffen. Die Rohstoffe beschafften die Pfahlbauer*innen grösstenteils in der Umgebung. Die Holzschäfte schnitzten sie mit kleinen Stein- und Knochenbeilchen sowie Feuersteinklingen. Als Fassungen eingesetzte Zwischenstücke aus Hirschgeweih federten die Schläge ab, die Holzschäfte und Beilklingen wurden so geschont und hielten länger.

 

Mit der bäuerlichen Lebensweise setzte die Entwaldung der Landschaft ein. Lange waren Steinbeile, dann Beile aus Bronze und später aus Eisen das wichtigste Werkzeug dieses Wandels. So entstand die heutige, durch Landwirtschaft geprägte, zu grossen Teilen entwaldete Landschaft.

 

Illustration: Liliane Gschwend.

Mit der Kopie eines Steinbeils bearbeiteter Baumstamm.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Häufig wurden die Steinbeilklingen mit einer Fassung aus Hirschgeweih in die hölzernen Schäfte eingesetzt. Die Fassung heisst Zwischenfutter und federte die Schläge ab. Der hölzerne Holm und die Klinge nahmen so weniger rasch Schaden.
Foto: R. Buschor, 5000 Jahre abgetaucht, 2004.

In der Bronzezeit – vor 4200 bis 2800 Jahren – wurden die Beilklingen aus Bronze gemacht. Die Stiele der drei Kopien von frühbronzezeitlichen Beilen sind aus geeigneten Astabzweigungen geschnitzt, die Klingen sind mit Rohhautriemen fixiert.

Fotografie: M. Binggeli, Archäologie der Schweiz 1997/3, Abb. 9.

Verschiedene jungsteinzeitliche Beil- und Dechseltypen, die für unterschiedliche Arbeiten Verwendung fanden. Dechsel sind Beile mit einer quer eingesetzten Klinge.

Illustration: Hauptverlag 1983, A. Furger, F. Hartmann. 

Anhand der Bearbeitungsabfälle und unfertiger Werkstücke lassen sich alle Herstellungsschritte vom Stein zur fertigen Beilklinge nachvollziehen. Grössere Blöcke werden mit kleinen Sandsteinplättchen zurechtgesägt. Anschliessend werden die Arbeitsstücke mit Klopfsteinen in Form gebracht und schliesslich auf einem Sandstein überschliffen.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

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Was brauchten die Pfahlbauer*innen um ein Steinbeil herzustellen? Wähle die drei benötigten Rohmaterialien aus.



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