Titelbild: Bronze

Bronzegiesser*innen beim Überarbeiten von gegossenen Lanzenspitzen aus Bronze.

Illustration: Benoit Claris.



Eine Geschichte vor unserer Zeit
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Es ist schwierig, den Blasbalg so zu bedienen, dass ein konstanter Luftstrom die Glut anheizt. Und es ist heiss neben der Feuergrube. Mir stehen die Schweissperlen auf der Stirn. Ich versuche sie abzuschütteln. Meine Augen brennen vom Rauch. Auf keinen Fall darf ich jetzt langsamer werden. Der andere Gehilfe kontrolliert, ob die Metallstückchen im Schälchen, dem Gusstiegel, über dem Feuer schon geschmolzen sind, auch ihm fliesst der Schweiss übers Gesicht. Die Bronze ist schon flüssig, Funken stieben auf. Nun kommt die Meisterin dazu. Mit einem Stäbchen schiebt sie die Kohlestückchen vom Tiegel, um die Farbe des Metalls zu kontrollieren. Wir müssen noch etwas weiterheizen, bevor die Meisterin den Tiegel übernimmt, die Kohlestückchen entfernt und die flüssige Bronze mit geübtem Schwung in das Loch der Gussform leert, die in der Erde eingegraben ist. Ich staune immer wieder, wie geübt die Meisterin und auch der Gehilfe sind. Jeder Handgriff sitzt. Ich bin stolz, dass ich ihnen bei der gefährlichen Arbeit helfen darf. Einmal habe ich mir den Fuss verbrannt. Die Wunde entzündete sich und heilte lange nicht. Dank den Umschlägen aus Heilpilzen und zerstossenen Heilpflanzen konnte die Wunde heilen, die Narbe ist aber heute noch gut sichtbar. Ich warte noch etwas bis die Gussform abgekühlt ist, dann grabe ich sie aus der Erde. Die Gussform besteht aus zwei Schalen, die wir vor dem Eingraben fest zusammengebunden haben. Der Gehilfe öffnet die Form. Wie durch ein Wunder ist im Hohlraum eine Speerspitze entstanden. Mit Sandstein und Feilen schleifen wir die Unebenheiten ab. Die Meisterin übernimmt am Schluss, kontrolliert, poliert und gibt den letzten Schliff. Dann prägt sie mit Metallstiften und Hammer auf dem Amboss die Zierlinien ein, bevor der Gehilfe und ich die Spitze auf dem vorbereiteten, besonders harten Eschenstock fixieren. Nun hält die Meisterin den Speer in der Hand und betrachtet ihn prüfend. Ein Prachtstück! Kein Wunder, dass sie so berühmt ist und auch die Leute aus den andern Dörfern die Bronzen aus ihrer Hand haben möchten. Besonders bekannt ist sie für ihre schönen Muster, welche die magische Wirkung der goldglänzenden Gegenstände noch verstärken.

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Bronze

Ein neues Material



Während Holz, Stein und Ton als Werkstoffe in der unmittelbaren Umgebung der Pfahlbauten zu finden waren, kommen Kupfer und Zinn, die Bestandteile von Bronze, nur in bestimmten Gebieten vor. Abbaustätten für Kupfererz gibt es in den Alpen, Zinn musste aus der Bretagne oder Cornwall herbeigeschafft werden. Das neue Material eignete sich für die Herstellung von Schmuck, Waffen und Werkzeugen. Die Objekte sind heute grün, da sich mit der Zeit eine Patina bildete. In der Bronzezeit vor 4200–2800 Jahren schimmerten sie jedoch golden.

 

Die Bronze war nicht die einzige wichtige Neuerung der Bronzezeit. Auch Wollschafe und dank ihnen warme Kleidung aus Wolle verbreiteten sich, ebenso das Pferd als Reittier. Dinkel, Hirse, Linsen und Ackerbohnen erweiterten erstmals seit 2000 Jahren das Nahrungsangebot. Zurückzuführen sind alle diese Veränderungen wahrscheinlich auf Kontakte nach Südosteuropa. 


Diese Seitenstange einer Pferdetrense aus Geweih kommt aus der spätbronzezeitlichen Pfahlbausiedlung, die sich vor 3000 Jahren in Zürich am Mythenquai befand. Solche Bestandteile von Zaumzeug belegen, dass Pferde spätestens ab der Mittelbronzezeit beritten wurden. Trensen fertigte man zunächst aus Geweih, später aus Bronze oder Eisen.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Die Sichel ist eine Kopie nach einem 3000-jährigen Fund aus der spätbronzezeitlichen Siedlung Zürich-Alpenquai. Das Erntegerät der Pfahlbauzeit war die Sichel. Sichelklingen aus Bronze sind geläufige Fundobjekte, meist fehlt jedoch der hölzerne Griff. Die wenigen erhaltenen Griffe verblüffen durch die ergonomische Gestaltung. Dies zeigt: Es waren geschätzte und wichtige, viel verwendete Werkzeuge.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Und was macht man mit einer Gewandnadel, wenn sie nicht mehr modern oder kaputt ist? Umgebogen und mit einem Widerhaken taugt sie noch tiptop als Angelhaken, wie der knapp 3000-jährige Fund aus Zürich-Alpenquai beweist.

Foto: Schweizerisches Nationalmuseum.

Ursprünglich glänzte das Rasiermesser aus Fällanden golden. Während der 3000-jährigen Lagerung im Boden ist die Oberfläche grün angelaufen. Mit solchen Messern rasierten sich die Menschen der Bronzezeit die Haare − ob Glatze, Bart und Schnauz oder Achselhöhlen, Rücken und Brust bleibt allerdings ungewiss.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Die Sandsteingussform diente vor 3070 Jahren in Greifensee-Böschen der Herstellung von Gewandnadeln aus Bronze. Mit den zwei Löchern wurde eine zweite Schale passgenau daran fixiert und dann das flüssige Metall durch die kleinen geschwärzten Trichter in die Form gegossen. Auf die Entnahme folgte die Überarbeitung der Rohlinge.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Durch Rösten und Ausschmelzen des kupferhaltigen Gesteins entsteht ein Gusskuchen, wie dieser rund 3000-jährige Fund aus Winterthur-Veltheim. In dieser Form ist das metallische Kupfer bereit für die Weiterverarbeitung oder es gelangte so in den Handel. Bei Bedarf wurden die Gusskuchen zerlegt und im richtigen Verhältnis mit Zinn vermischt.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Anhand von Grabbeigaben lassen sich Kleidung und Schmuck rekonstruieren. Hier sind es 3500-jährige Grabfunde aus Franzhausen in Österreich. Einige der aufwändig gestalteten, aber umständlich zu tragenden Kleidungsstücke bildeten wohl eine Tracht, die nur zu speziellen Anlässen getragen oder nur den Verstorbenen angezogen wurde.

Illustration: Bundesdenkmalamt Österreich, Foto: Naturhistorisches Museum Wien.

Aus Stein wird ein goldenes Wunderwerk



Die Gewinnung von Kupfer geschieht aus Gesteinen mit kupferhaltigen Mineralien. Die sogenannten Erze werden zerkleinert und erhitzt, um das Kupfer auszuschmelzen. Das gereinigte, metallische Kupfer wird erneut geschmolzen und in Formen gegossen. Geräte aus Kupfer sind sehr weich und nicht für jeden Gebrauch zweckmässig. Wird dem Kupfer Zinn beigemischt, entsteht die viel härtere Bronze. Sie eignet sich besser für Messer und Schwerter. Bronze war kostbar. Wer es sich leisten konnte, umgab sich mit Gegenständen aus dem golden glänzenden Material.

 

 

Da Bronze grosse Gestaltungsfreiheit bietet, formten die Menschen daraus Objekte ganz nach ihrem Geschmack. Die Mode änderte sich schon früher ständig und so können Archäologinnen und Archäologen heute anhand der Formen meist bestimmen, wie alt Bronzefunde sind. Sie kennen unter anderem das vielfältige Formenspektrum der Gewandnadeln, die zur Befestigung und als Verschlüsse durch den Stoff gesteckt wurden. Das Sortiment hat sich über einen langen Zeitraum entwickelt und verändert.


Der Gusstiegel, das Gefäss für das Aufschmelzen von Metallstückchen, besteht aus grobem Ton.

Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

In den Gusstiegel werden Kupfer und Zinn im richtigen Verhältnis gegeben. Die Mischung wird in glühender Holzkohle unter einer Tondüse aufgeschmolzen.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Der Luftstrom aus der Düse facht die Hitze auf über 1200 °C an.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Das flüssige Metall wird aus der Glut gehoben, wenn es gut geschmolzen ist.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Holzkohlestückchen auf dem geschmolzenen Metall werden entfernt.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Das flüssige Metall wird in die vorbereitete Gussform gegossen, wo es erkaltet und erstarrt.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

In der geöffneten Form kommt der Rohguss Vorschein.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Der Rohguss wird überarbeitet und verziert.
Foto: M. Binggeli, M. Binggeli, F. Müller, Archäologie der Schweiz 1996/1.

Wie veränderte sich das Leben?



Gewisse Theorien behaupten, dass mit der Nutzung von Metallen Ungleichheit und Gewalt in den ehemals friedliebenden Gesellschaften zunahmen. Tatsächlich tritt mit dem Schwert in der Bronzezeit erstmals ein Gerät auf, das nur für den Einsatz gegen Menschen geeignet ist. Höchstwahrscheinlich greift diese Betrachtung aber zu kurz, denn Hinweise auf Gewalt und Totschlag sind Jahrtausende älter. Sicher aber macht die Ausbreitung von Metall Ungleichheit besser sichtbar, man denke etwa an die reich mit Metallschmuck und Bronzewaffen ausgestatteten Gräber. Nur schon die Bestattung in Gräbern galt wohl als Privileg, das nur einem geringen Teil der Bevölkerung zukam. Denn gemessen an geschätzten Bevölkerungszahlen kennen wir nur sehr wenige Gräber.

 

Beim Bau des Lettenkanals in Zürich kam ein ganzes Ensemble aus Schwertern, Lanzenspitzen, Beilen, Messern und Gewandnadeln zum Vorschein. Vermutlich handelt es sich bei solchen Fundansammlungen um Gaben der bronzezeitlichen Menschen an ihre Gottheiten.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

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