Titelbild: Was assen die Pfahlbauer*innen?

Lebensbild der Getreideernte bei der Pfahlbausiedlung Mariazell.

Illustration: Joe Rohrer für die Archäologie Luzern.



Eine Geschichte vor unserer Zeit
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Schon seit dem Morgengrauen bin ich mit den Ziegen und Kühen unterwegs. Ich suche die besten Weideplätze und muss darauf achten, dass die Tiere nicht in die Feldgärten einbrechen. Sonst gibt es wieder Streit und Schläge. Den Korb auf dem Rücken habe ich schon zur Hälfte mit Wildäpfeln gefüllt. Die Last wiegt schwer, aber ich freue mich schon, wenn die Äpfel getrocknet sind und im Brei mitgekocht werden. Früchte und Fisch verfeinern den Getreidebrei. Nun streife ich der Hecke entlang, die mit ihren Dornen die Felder vor den Tieren schützt. Leider sind die Schlehen noch nicht reif. Etwas bewegt sich im Gras. Mit rascher Geste greife ich die Schleuder aus dem Gürtel und schiesse einen kleinen Stein. Leider knapp daneben, der Feldhamster ist weg. Schade, das Fleisch und das Fell hätte ich gut gebrauchen können. Vor allem hätte ich den älteren Kindern gezeigt, dass ich genauso gut mit der Schleuder umzugehen weiss wie sie. Zum Training für das nächste Mal schleudere ich noch ein paar Kieselsteine, während ich die Tiere im Blick behalte. Die Sonne steht langsam tiefer, die anderen vom Dorf werden auch bald zurückkommen. Ich kehre mit den Tieren zum Dorf zurück. Die Dorfbewohner, die noch auf den Feldern sind, sehen müde aus. Ich folge dem mit Holz beladenen Wagen und bin froh, dass ich nicht den ganzen Tag auf den Feldern an der Sonne arbeiten musste. Da kriege ich immer üble Kopfschmerzen, deshalb darf ich mit den Tieren durch die Wälder ziehen. Ausser den kleinen Kindern und den Lahmen sind sonst alle auf den Feldern. Bei der Ernte muss jeder mitanpacken. Die Ähren werden mit Sicheln geschnitten, an der Sonne getrocknet und dann gedroschen. Die Getreidekörner sind lange haltbar und werden ganz oder als Schrot gekocht. Ein Teil wird als Saatgut aufbewahrt, sodass auch im nächsten Jahr wieder Getreide spriessen kann.

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Was assen die Pfahlbauer*innen?

Alles Getreide oder was?



Die Untersuchung der Pflanzenreste aus Pfahlbaufundstellen brachte viel neues Wissen über die Ernährung in der Jungsteinzeit. Diese bestand zu mindestens zwei Dritteln aus Pflanzen. Das wichtigste Lebensmittel war – wie heute – Getreide (meist Weizen, Emmer und Gerste), gefolgt von Haselnuss und Erbse. Wichtige Ölpflanzen waren Lein und Schlafmohn. Die Siedler hegten und pflegten aber auch Wildapfelbäume und Büsche wie Schlehe, Hagebutte und Brombeerstauden.

 

Die frühen Bauern bearbeiteten ihre Äcker mit Furchenstöcken und seit ungefähr 5400 Jahren mit einfachen Pflügen, denen Rinder vorgespannt waren. Da es noch keine Wiesen gab, war Heu unbekannt. Das Vieh wurde auf die Ackerbrachen und in den Wald getrieben und vermutlich von Kindern gehütet. Als Winterfutter wurde im Sommer das Laub von den Bäumen geschnitten und getrocknet, auch frisch geschnittene Tannenzweige wurden verfüttert. Die Beweidung und das Schneiden des Winterfutters verwandelten den Wald mit der Zeit in eine halboffene, von Büschen und Bäumen durchsetzte Landschaft.


In der Jungsteinzeit verbreitete Lebensmittel, angerichtet auf restauriertem Holz- und Keramikgeschirr aus der Fundstelle Pfäffikon-Burg.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Zuweilen finden sich bei Ausgrabungen vollständige Getreideähren, wie dieser Emmer. Sie geben Aufschluss über die angebauten Getreidesorten.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Kopie einer Getreidemühle aus der Pfahlbauzeit. Auf einer grossen Platte wurde Getreide mit einem kleineren Stein – dem sogenannten Läufer – gemahlen. Mehl und Schrot wurden als Brot und Brei zubereitet.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Neben Reusen, Netzen, Harpunen und Angelhaken zeugen Fischwirbel vom Fischfang. Die rund 4600-jährigen Hechtwirbel stammen aus der Fundstelle Zürich-Mythenschloss.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Was assen die Pfahlbauer*innen?



Sammelfrüchte und Nüsse machten bis 30% der pflanzlichen Nahrung aus. Beliebt waren Haselnüsse, Eicheln, Buchennüsschen, wilde Holzäpfel, Hagebutten, Schlehen, Walderdbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Für Honig und Wachs wurden Bienen gehalten. Wurzeln, Vogeleier und Pilze sind schwer nachzuweisen, waren aber sicher ein wichtiger Nahrungsbestandteil. Die Kochtöpfe aus Keramik wurden direkt ins Feuer gestellt, wobei sich im Inneren Krusten bildeten. Sie geben Hinweise auf die Menüs der Pfahlbauzeit: Oft sind es die Reste von Eintopfgerichten aus Getreide, Fisch und Gemüse wie zum Beispiel Ampfer. 

 

Tierknochen zählen zu den häufigsten Funden in den Siedlungen. Kleine Herden von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen lieferten Milch, Käse, Fleisch, Knochen, Hörner, Felle, Leder und Sehnen. Von Pfahlbaudorf zu Pfahlbaudorf ist der Fleischanteil der Ernährung unterschiedlich, meistens eher klein. In den Topf kamen gewöhnlich Haustiere wie Rind, Schwein und Hund oder Wildtiere wie Rothirsch, Reh und Wildschwein. Gelegentlich stand Schaf- oder Ziegenfleisch auf dem Speisezettel. Fischschuppen und -wirbel sowie Reusen, Überreste von Netzen, Angelhaken und Harpunen belegen die Bedeutung des Fischfangs.


Wildapfelhälften aus Robenhausen-Seeriet, Getreide aus Pfäffikon-Burg. Diese beiden Nahrungsmittel blieben in verkohltem Zustand am besten erhalten.

Foto: Kantonsarchäologie Zürich, M. Bachmann.

Entwicklung der Haustiere von den wilden Urformen (oben) über die neolithischen Haustiere zu den heutigen Rassen (unten). Das Schaf hatte erst ab der Bronzezeit ein Fell, das zu Wolle verarbeitet werden konnte.

Illustration: Sofia Poku.

Die Rinder der Pfahlbauer*innen waren kleiner und schmächtiger als heutige Tiere. Sie wurden als Zugtiere für Pflüge und Wagen, zum Transportieren von Lasten, für ihr Fleisch und ihre Milch gehalten. Aus ihren Knochen machte man Werkzeuge und aus den Sehnen Schnüre. Milchprodukte und Arbeitskraft standen im Vordergrund, deshalb erreichten die Tiere meisten ein hohes Alter, bevor sie geschlachtet wurden.

Illustration: Ruoff, Leben im Pfahlbau. Bauern der Stein- und Bronzezeit am Seeufer, 1991, S. 53.

Das Pfahlbaujahr



Die dunklen, rauchigen Hütten boten Schutz im Winter, aber im Sommer verbrachten die Menschen viel Zeit im Freien. Säen, pflegen der Pflanzen und Tiere, Bäume fällen, Brennholz sammeln, schnitzen, sammeln, fischen, jagen – alle diese Tätigkeiten bestimmten den Tagesablauf.



Frühjahr: den Boden vorbereiten 

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Kaum war der Boden aufgetaut, reparierten die Pfahlbauer*innen ihre Häuser oder bauten neue Gebäude. Sobald es wärmer wurde, bereiteten sie die Felder vor, um das Sommergetreide auszusäen. Hechte, Vogeleier und auch mal Frösche boten nach dem Winter eine willkommene Abwechslung. Im späten Frühjahr erntete man den Lindenbast für Schnüre und Kleidungsstücke.

Sommer: jäten, fischen, ernten

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Viel Arbeit machte das Jäten von Unkraut auf den Feldern. Hirten verliessen mit Teilen der Rinderherde das Dorf und zogen zu ihren Sommerplätzen. In den Wäldern rund um das Dorf wurde schon jetzt Winterfutter von den Bäumen geschnitten. In Ufernähe wurden Netze ausgebracht, um kleine Fische wie Egli, Rotaugen und Rotfedern zu fangen. Die ersten Beeren reiften, und die Wildschweinjagd begann. Ab Spätsommer wurde das Getreide geerntet.

Herbst: Vorräte anlegen

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Nach der Ernte musste das Getreide gereinigt werden, um es für den Winter einzulagern. Die Pfahlbauer*innen pflügten die Äcker, jäteten und säten Wintergetreide aus. Hasel, Eicheln, Wildäpfel und Hagebutten waren jetzt reif. Die Äpfel wurden für den Winter gedörrt. Im Herbst begann die Jagd auf Hirsche und Wasservögel; gefischt wurde weiterhin. Gegen Ende des Herbstes kehrten die Herden in die Dörfer zurück.

Winter: reparieren und werken

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Mit dem ersten Frost reiften die Schlehen und Hagebutten in den Hecken entlang der Feldränder. Die Pfahlbauer*innen fischten Felchen im tieferen Wasser. Um Winterfutter zu sparen, schlachteten sie einige Tiere aus den Herden. Bäume wurden meist im Winter gefällt. Wohl ebenfalls erst im arbeitsärmeren Winter fanden die Pfahlbauer*innen Zeit, Flachsfasern zu Leinstoffen zu verarbeiten und Seile und Umhänge aus Bast anzufertigen.

Und ausserdem? 

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Manches beschäftigte die Menschen das ganze Jahr, Vieh hüten und Brennholz sammeln zum Beispiel. Von anderen Aktivitäten wissen wir nicht, ob es dafür eine bestimmte Jahreszeit gab: Öl pressen, Keramik brennen, Einbäume bauen, über den See zu Nachbarn fahren und Waren austauschen, Feuerstellen reparieren, Birkenteer und Leim herstellen und vieles mehr.

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Ein Chaos aus Pflanzen der Pfahlbauzeit und solchen, die erst in späteren Zeiten vorkommen, ist entstanden. Klicke fünf Pflanzen an, die die Pfahlbauer*innen sammelten.

 



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