Ein Blick in die Pfahlbausiedlung auf dem Sechseläutenplatz in Zürich vor über 5000 Jahren.
Illustration: Marco Bernasconi, archaeolab.ch.
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Feuerstein (Silex oder Silizit) war in der Jungsteinzeit als Rohmaterial für Messer, Bohrer oder Pfeilspitzen hochbegehrt, weil er scharfkantig bricht. Wie der Name sagt, besitzt er eine weitere wichtige Eigenschaft: Mit Feuerstein und einem metallhaltigen Gestein lässt sich Feuer entzünden.
Aber Feuerstein ist nicht gleich Feuerstein. Für die meisten Zwecke eignete sich Material aus der Region. An fast allen Pfahlbaufundstellen findet sich aber auch ortsfremder Feuerstein. Varianten aus weiter Ferne wurden mit besonderer Sorgfalt behandelt. Gingen sie kaputt, recycelte man das Material oft für kleinere Objekte.
Seit der Entdeckung der Pfahlbauten ist aufgefallen, dass die Feuersteine unterschiedlich aussehen. An verschiedenen Fundstellen gibt es aber auch immer wieder ähnlich Werkzeuge. Mit dem Mikroskop lässt sich die Herkunft der Feuersteine bestimmen. Feuerstein entstand vor Jahrmillionen auf den Meeresböden. Die darin enthaltenen versteinerten Reste von Kleinstlebewesen sowie die Art der Ablagerung hängen von der Wasserchemie, den Meeresströmungen, der Wassertemperatur und dem Wellenschlag ab. Diese Einflüsse geben jedem Feuersteinvorkommen eine charakteristische geologische Signatur. Damit kann der Ursprung eines Feuersteins bestimmt werden.
Auf diese Weise untersuchten Archäolog*innen die Herkunft der Feuersteine aus der Fundstelle Pfäffikon-Burg. Drei Viertel kommen von der Lägern. Etwa ein Sechstel stammt aus Flintsbach in Deutschland, 300 km vom Fundort entfernt. Einzelne Stücke stammen aus noch grösserer Entfernung: Gargano in Mittelitalien und Grand Pressigny in Zentralfrankreich, 840 km oder 220 h Fussmarsch respektive 600 km oder 140 h Fussmarsch von der Fundstelle entfernt! Beeindruckend sind diese Distanzen, wenn man überlegt, dass die Menschen zu Fuss unterwegs waren. Als Transportmittel der Steinzeit kennen wir nur Einbäume, erst ab dem Ende der Jungsteinzeit kommen Pferd und Wagen dazu.
Die Herkunftsbestimmungen von Feuerstein beleuchten zusammen mit anderen Dingen wie Schmuck aus Meeresmuscheln das Beziehungsnetz der Steinzeit-Menschen. Ob diese Waren und möglicherweise weitere vergänglichere Güter wie Stoffe, Leder, Felle, Früchte, Honig oder Salz von Ort zu Ort weitergegeben oder von Händlern quer durch Europa feilgeboten wurden, ist schwierig zu klären, denn die Menschen fehlen uns.
Ab und zu finden sich Keramikformen, die von der Form her nicht in die Region passen, aber aus lokalem Ton gefertigt sind. Sie zeigen, dass eine Idee ausgetauscht wurde oder jemand aus einem andern Gebiet zugewandert ist. Erst ganz am Anfang stehen genetische und isotopische Untersuchungen zu Fragen der steinzeitlichen Migration.
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